Björn wirkt freudig und aufgeregt. Das liegt nicht (nur) an unserem Interview – er hat am Abend noch ein Event. Dafür hat er sich bereits chic gemacht – der junge und moderne CEO, der sonst vor allem im schwarzen T-Shirt zu sehen ist, trägt heute ein weißes Hemd mit dunkelgrüner Weste. An seiner mitreißenden Art ändert das aber nichts. Wir merken ihm auch heute an, dass er eine große Leidenschaft für seine Vision und seine Arbeit besitzt. Woher das rührt, möchten wir in diesem Gespräch herausfinden.
Björn, herzlichen Dank für deine Zeit. Unsere erste Frage ist ganz persönlicher Natur: Erzähl uns etwas von dir, was sollte man unbedingt über die Person Björn Möller wissen?
Björn Möller: Ich bin studierter Wirtschaftsinformatiker, gebürtiger Thüringer und lebender Berliner [lacht]. Die Wahl meines Studienfachs erzählt tatsächlich schon eine Menge über mich, denn ich habe ganz bewusst etwas gesucht, das Theorie und Praxis gut verbindet. Ich habe damals beim Abitur gedacht: Informatik begeistert mich, weil da etwas entsteht. Auf der anderen Seite wollte ich gerne etwas mit Zahlen machen. Aber rein mit Zahlen arbeiten oder rein mit Einsen und Nullen war mir zu langweilig. Daher habe ich mich für diese Kombination entschieden, die mir viel Spaß macht. Als Wirtschaftsinformatiker kann ich wie ein Bauingenieur einen Kund:innenwunsch in ein handfestes Ergebnis umsetzen: Während beim Bauingenieur am Ende ein Haus steht, baue ich eine Software, mit der man arbeiten und interagieren kann. Das ist in gewisser Weise ebenfalls ein handfestes Ergebnis und immer ein stolzer Moment.
Auch meine Heimat gehört zu mir. Meine Wurzeln liegen in Weimar in Thüringen. In dieser wunderschönen Gegend bin ich aufgewachsen, habe beim „SC 1903 Weimar“ Fußball gespielt und ich fühle mich der Stadt und der Umgebung immer noch sehr verbunden.
Nichtsdestotrotz ist eine der wichtigsten Städte in meinem Leben mittlerweile Berlin. Auch wenn ich während des Studiums in Städten wie San Francisco, New York und Shanghai gelebt habe, trieb es mich immer wieder hierher zurück. Die Kombination aus Leben, Arbeit und Kultur ist einfach einmalig.
Berlin ist eine Stadt, die sicher Menschen aus aller Welt anzieht und begeistert. Auch du strahlst immer eine ansteckende Begeisterung aus. Woher kommt das, was treibt dich persönlich an?
Björn Möller: [Lacht] Vielen Dank, dass du das sagst. Die Begeisterung kommt ganz einfach daher, dass mir Spaß macht, was ich tue. Nochmal etwas zu mir persönlich: Ich schätze und liebe das Buch „The Big Five for Life“ von John Strelecky. In dem Buch geht es darum, zu definieren, was man im Leben erreicht haben möchte. Dazu gehört für mich unter anderem, was ich heute tagtäglich mache. Und dann macht es einfach Spaß aufzustehen und zu sagen: Jetzt geben wir Gas, damit Innovation in Deutschland endlich wieder funktionieren kann.
Wie bist du denn zum Thema Datenschutz gekommen?
Björn Möller: Diese wunderschöne Medaille hat zwei Seiten. Zum einen die von Simone Rosenthal und Kathrin Schürmann, die aus der ISiCO Datenschutz GmbH und der Kanzlei Schürmann Rosenthal Dreyer heraus caralegal gegründet haben. Sie hatten nämlich die Problematik erkannt, dass Datenschutzberatung mit Excel niemandem Spaß macht. Dabei gibt es so viel Wissen, das man in einem Tool bündeln kann.
Die andere Seite der Medaille war, dass ich mich die letzten zehn Jahre vor dem Thema Datenschutz gedrückt habe. Wenn die Datenschutzberaterin in meinem vorigen Job über den Gang lief, habe ich lieber so getan, als wäre ich gerade zu beschäftigt. Warum? Weil ich es ehrlich gesagt nicht verstanden hatte. Dann war ich jedoch einmal im engeren Kontakt mit der Berliner Datenschutzbehörde und durfte feststellen: Die Ziele des Datenschutzes sind absolut sinnvoll. Das sind Gesetze, die wirklich Sinn ergeben und die uns alle schützen – tagtäglich! Dazu gibt es beim Datenschutz zahlreiche einfache Maßnahmen, mit denen Unternehmen sich viel Zeit sparen können. Und so entstand der Wunsch, ein Tool zu entwickeln, das Unternehmen wirklich hilft.
Und das hat dich dann zu caralegal geführt?
Björn Möller: Genau! Wie es dann so kommt, habe ich über Umwege und eher zufällig Simone Rosenthal und Kathrin Schürmann kennengelernt – und dann hat es gefunkt. Die beiden verfügten über das Wissen, was beim Datenschutz gemacht werden muss, und ich hatte die nötige Expertise, um daraus ein Produkt zu bauen.
Ihr habt gemeinsam bereits eine Menge innovativer Produkte und Lösungen auf den Markt gebracht. Wie schaffst du im Unternehmen das kreative Umfeld, um solche Innovationen zu ermöglichen?
Björn Möller: Unsere kreative und innovative Arbeit basiert auf drei Säulen. Zum einen profitieren wir von der extrem starken Fachkompetenz von Simone Rosenthal, Kathrin Schürmann und unseren Mitarbeiter:innen. Aus ihrer Berufserfahrung heraus entstehen zahlreiche Ideen und Projekte. Sie kennen die tägliche Arbeit im Datenschutzbereich und wissen, an welchen Punkten es noch hakt und wo Prozesse verbessert, digitalisiert und beschleunigt werden können.
Zum anderen involvieren wir unsere Kund:innen eng in den gesamten Prozess und schaffen schon in unserer Quartalsplanung genug Zeit für Kund:innenwünsche. Dadurch können wir die daraus entstehenden Lösungen direkt ins Produkt integrieren, anstatt die Umsetzung in das nächste Halbjahr zu schieben, wie das bei weniger agilen Unternehmen häufig passiert.
Zuletzt sorge ich dafür, dass unsere Programmierer:innen immer in der Lage sind, Lösungen bestmöglich umzusetzen. Das habe ich bereits früh in meiner Karriere von meinem damaligen Mentor bei Share Now gelernt, wofür ich ihm sehr dankbar bin: Die „Techies“ brauchen immer 20 Prozent für Technical Debt. Das lässt sich am besten mit einer Metapher erklären: Wenn wir mit unseren Projekten immer wieder neue Bäume fällen, wird irgendwann die Axt stumpf. Für uns hieße das, dass sich fehlerhafte Codes und technische Unsauberkeiten sammeln, die viel Zeit und Ressourcen kosten und die Performance unserer Produkte verschlechtern. Daher plane ich feste Zeiträume ein, um ‚die Axt zu schärfen‘ und unsere Programmierer:innen in die Lage zu versetzen, die bestmöglichen Produkte zu schaffen. Das führt dazu, dass wir Ideen nicht nur formulieren, sondern auch umsetzen können.
Du hast offensichtlich klare Vorstellungen, wie die Arbeit in einem modernen Team aussehen soll. Das führt uns zur nächsten Frage: Was ist dir in der Führung des Unternehmens und deiner Mitarbeiter:innen besonders wichtig?
Björn Möller: Mein oberstes Prinzip ist es, in allen Bereichen auf Wertschätzung zu setzen. Das äußert sich dadurch, dass ich Vorschläge oder Fragen nicht einfach abtue. Wenn beispielsweise ein:e Kund:in mir sagt, dass er oder sie etwas nicht verstanden hat, dann frage ich mich als erstes, woran das liegen kann und was wir auf unserer Seite verbessern können, um verständlicher zu kommunizieren. Das gleiche gilt für meine Mitarbeiter:innen. Eine Situation, die einem im Beruf immer wieder begegnet, ist, dass gestandene Mitarbeiter:innen Ideen von jungen Menschen, die beispielsweise als Werkstudent:innen ins Unternehmen kommen, ablehnen und so Innovation unterdrücken. Das wird dann gerne damit begründet, dass sie diesen Vorschlag schon häufig gehört haben. Ich frage jedoch lieber: Wieso hören wir den Vorschlag immer wieder? Und weshalb haben wir ihn noch nicht umgesetzt? Diese Wertschätzung für die Mitarbeiter:innen ist mir wichtig.
Zum anderen, und darauf bin ich besonders stolz, haben wir in unserem Unternehmen Mitarbeiter:innen eingestellt, die proaktiv sind und von Anfang an mit Spaß und Begeisterung bei der Sache sind. Dadurch haben sie wertvolle eigene Ideen oder sehen ein Projekt und sagen: Das können wir zusammen schaffen.
Damit sind wir auch schon beim dritten Aspekt: Teamarbeit. Wir können selbst besonders umfangreiche Aufgaben schaffen, weil wir zusammen daran arbeiten. Das schätzen auch neue Mitarbeiter:innen besonders: Bei uns krempeln alle die Ärmel hoch und arbeiten gemeinsam an Lösungen.
Was waren deine Highlights mit caralegal?
Björn Möller: Da gab es wirklich schon viele. Für mich waren zum einen die Launches der AVV-Software und unserer Risiko-Management-Lösung besondere Momente. Wir haben damit nicht einfach Excel digitalisiert, sondern tatsächlich einen digitalen Paralegal gebaut. Das wurde in den Momenten greifbar und hat mich wirklich begeistert.
Zum anderen ist mir das erste Sommerevent 2021 in Erinnerung geblieben. Da haben wir als Team zum ersten Mal wieder alle zusammengesessen und einen Tag in der Sonne genossen. Das ist etwas, das mir immer noch Kraft und Energie gibt.
Neben all den schönen Momenten gab es bestimmt auch Herausforderungen. Was waren deine?
Björn Möller: Dass ich kein Marketing kann. [lacht] Es klingt blöd, ist aber für mich ganz entscheidend: Ich bin völlig neu in eine Geschäftsführungsposition gekommen und werde jeden Tag mit völlig neuen Aufgaben konfrontiert. In die muss ich mich dann reinfuchsen, aber auch erkennen, wenn ich etwas an Expert:innen weitergeben muss. Ich habe jetzt erst wirklich verstanden, was es für eine Kunst ist, ein Produkt zu vermarkten und zu verkaufen. Das habe ich vorher zugegebenermaßen eher klassisch gesehen: Man hat eine Checkliste mit 10 Punkten, die man umsetzen muss, und dann funktioniert es – oder eben nicht. Es ist für mich immer noch eine persönliche Herausforderung, mich in neue Tätigkeitsbereiche reinzuarbeiten, aber gleichzeitig auch wieder loszulassen und einzusehen, wenn jemand mit der nötigen Expertise hinzukommen muss.
Was möchtest du mit dieser Energie in den nächsten Jahren erreichen? Welche Zukunft möchtest du persönlich und mit caralegal gestalten?
Björn Möller: Ich habe ja über „The Big Five for Life“ gesprochen. Es ist immer noch so, dass ich die Digitalisierung des Gesundheitswesens als einen der wichtigsten Kernpunkte für uns als Menschen generell sehe. Das hat auch einen persönlichen Hintergrund: Bei meinem Großvater wurde viel zu spät erkannt, dass er Krebs hatte. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man das 10 Jahre früher hätte feststellen können. Auch die Coronapandemie hat uns gezeigt, wie fehlender Datenabgleich Diagnosen erschweren oder behindern kann. Mit caralegal setzen wir genau dort an. Mit dem Modul caralegal Health legen wir den Fokus auf das Gesundheitswesen. Generell gilt: Wir möchten Unternehmen aus dem Datenschutz heraus empowern und nicht nur enablen. Wir befähigen Unternehmen nicht nur, ihre Ziele zu erreichen, sondern geben ihnen noch zusätzlichen Schwung. Das macht caralegal und unsere Vision einmalig. Wir wollen eine Welt mitgestalten, in der Unternehmen dank des Datenschutzes erfolgreich sind.
Vielen Dank für deine Offenheit, die Begeisterung für das was du tust und deine kostbare Zeit, Björn Möller.